von | 28. Oktober 2025 | Aktuelles, Politik, Pressemitteilung

Massive Unterversorgung in der Förderung für Bi+ Community bedroht einziges spezifisches Angebot

Pressemitteilung
Berlin, 28.10.2025

Massive Unterversorgung in der Förderung für Bi+ Community bedroht einziges spezifisches Angebot

BiBerlin e.V. warnt: Fachstelle Bi+ muss ohne Anpassung der Förderung Angebote minimieren

Berlin nennt sich Regenbogenhauptstadt – doch für Bi+ Menschen scheint das nicht zu gelten.

Die Zukunft der Fachstelle Bi+, angesiedelt bei BiBerlin e.V., ist gefährdet. Nicht aufgrund von Kürzungen, sondern weil der Grundbedarf für die kommenden Jahre im Doppelhaushalt 2026/2027 zu niedrig angesetzt wurde. Damit steht die Arbeit der einzigen spezialisierten Anlaufstelle für bisexuelle, panromantische und andere bi+ Menschen in Berlin – und bundesweit – auf dem Spiel.

Nach Berechnungen von BiBerlin e.V. bleiben künftig gerade einmal 13 Cent pro Berliner Bi+ Person und Jahr für Beratung, Sichtbarkeit und Sensibilisierung.

„Berlin hat rund 800.000 Menschen, die ihre Anziehung im Bi+ Spektrum verorten. Für spezifische Angebote dieser riesigen Community stehen damit allerdings nur 1,3% des Berliner LSBTI-Haushalts zur Verfügung. Das ist schlicht ungerecht“, sagt Dana Wetzel, Co-Leitung der Fachstelle Bi+.

 

Wachsende Nachfrage, begrenzte Ressourcen

Die Fachstelle Bi+ bietet psychosoziale Beratung, Gruppenangebote und Schulungen zur Sensibilisierung für Bi+ Menschen, ihre Angehörigen und Fachkräfte. Doch die Nachfrage steigt stetig und übersteigt längst die Kapazitäten. Menschen aller Altersgruppen fragen das Beratungsangebot stark nach, doch mit dem vorgesehenen Budget könnte nur noch eine Vollzeitstelle finanziert werden. Die Folge: Angebote müssten massiv eingeschränkt werden.

Schon jetzt müssen Ratsuchende auf Termine für Beratungsgespräche warten und die Community-Angebote stoßen an ihre Grenzen. Die Nachfrage zeigt, wie dringend solche Angebote gebraucht werden und wie kurzsichtig eine Unterfinanzierung wäre.

 

Größte Gruppe, kleinster Anteil

Verschiedenen Studien zufolge machen Bi+ Personen rund 60 Prozent der queeren Community aus und sind damit die größte Gruppe innerhalb der LSBTIQ+ Community. Trotzdem sind laut Haushaltsplan nur 1,3 Prozent der LSBTI-Fördermittel für konkrete Bi+ Projekte vorgesehen.

„Diese Diskrepanz steht sinnbildlich für die strukturelle Unsichtbarmachung von Bi+ Lebensrealitäten – auch innerhalb queerer Strukturen. Wenn Berlin sich Regenbogenhauptstadt nennen will, dann muss das auch für Bi+ Menschen gelten. Eine gerechte Verteilung der Fördermittel ist überfällig. Was hier auf dem Spiel steht, ist nicht nur ein Projekt, sondern ein Stück queere Daseinsfürsorge. Berlin darf die Bi+ Community nicht unsichtbar machen.“, betont Anna Sive, Vorständin von BiBerlin e.V.

 

Bundesweite Bedeutung und politische Verantwortung

Die Fachstelle Bi+ ist bundesweit die erste und bisher einzige spezialisierte Einrichtung für Bi+ Menschen und ihre Angehörigen. Neben psychosozialer Beratung entwickelt sie Konzepte zur Sensibilisierung der Berliner Verwaltung, Politik und Institutionen. Durch diese Bildungsarbeit schafft sie mehr Bewusstsein für Bi+ Feindlichkeit und die strukturelle Unsichtbarmachung der Bi+ Community.

Die Stadt Berlin war immer Vorreiter in queerer Infrastrukturpolitik und nennt sich Regenbogenhauptstadt, dass hier die einzige Fachstelle für die Bi+ Community und ihre Angehörigen gefährdet ist, wäre ein fatales Signal. Nicht nur für Berlin, sondern bundesweit. Die Arbeit der Fachstelle Bi+ zu sichern, bedeutet Verantwortung für Teilhabe, Gleichberechtigung und Sichtbarkeit zu übernehmen.

 

Forderung an die Berliner Politik

BiBerlin e.V. fordert daher, die Fördersumme aus dem Jahr 2025 fortzuschreiben, um die Arbeit auf dem bisherigen Niveau fortsetzen zu können.

Dazu Anna Sive aus dem Vorstand von BiBerlin e.V.: „Berlin investiert Millionen in queere Infrastruktur – und das ist sehr notwendig und richtig. Aber Bi+ Menschen dürfen dabei nicht erneut übergangen werden. Es geht darum, dass jede Stimme in der Community zählt. Die fachliche und fundierte Beratung von Ratsuchenden kann bei einer Unterfinanzierung nicht ins Ehrenamt abgeschoben werden. Für eine fachspezifische Beratung, benötigt es Fachpersonal mit spezifischen Kenntnissen und dem Wissen um die Bedürfnisse der Bi+ Community. Diese verantwortungsvolle Fachtätigkeit kann nicht durch ehrenamtliches Engagement getragen werden.“

 


Über BiBerlin e.V. und die Fachstelle Bi+

BiBerlin e.V. ist die zentrale Anlaufstelle für bi+, bisexuelle, pansexuelle und nicht-monosexuelle und -romantische Menschen in Berlin – sowie für ihre Angehörigen und Fachkräfte. Der Verein setzt sich ein für Sichtbarkeit, Empowerment und gleichberechtigte Teilhabe dieser Community und engagiert sich aktiv gegen Vorurteile und Diskriminierung. Er organisiert kostenfreie Meet-ups, Community-Events, Begegnungsformate und schafft Räume für Austausch und Vernetzung.

Seit 2024 ist BiBerlin e.V. Träger der Fachstelle Bi+, der ersten spezialisierten Einrichtung für Beratungsangebote an Bi+ Personen, Angehörige und Fachkräfte in Berlin. Die Fachstelle bietet psychosoziale Beratung – kostenfrei, diskriminierungssensibel und häufig anonym –, Empowerment-Angebote sowie Schulungen und Sensibilisierung für Verwaltung, Politik und Institutionen. Sie arbeitet intersektional und diskriminierungssensibel, orientiert sich an systemischer Beratung, mit dem Ziel, geschützte Räume zu schaffen und die Selbstwirksamkeit der Ratsuchenden zu stärken. Das Projekt Fachstelle Bi+ wird gefördert durch die Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung.

Pressekontakt:

BiBerlin e. V.
Stefan Jerichow (er/ihn), Mitglied des Vorstands
E-Mail: presse@biberlin.de

Fachstelle Bi+
Dana Wetzel (sie/alle Pronomen) & Carolin Reiß (sie/keine)
E-Mail: fachstellebiplus@biberlin.de

Telefon: 030 – 91 45 74 84
Feurigstraße 54, 10827 Berlin
www.biberlin.de


Weiterführende Informationen & Downloads

  • Bi+ Glossar: Erklärungen und Definitionen zu zahlreichen Begriffen rund um Bi+
  • Downloads: Logo von BiBerlin e.V. und dem Projekt Fachstelle Bi+